Beschreibung
»Die Themen, die die Gedichte Julia Mantels aufgreifen, sind die zahlreichen losen Enden des großstädtischen Lebens im frühen 21. Jahrhundert. Nichts erscheint gesichert oder gar für ewig, weder Beziehungen noch das materielle Überleben, alles ist zu jedem Zeitpunkt gefährdet, zerbrechlich, vergänglich.« Fixpoetry
los moos
ohne moos
nix los
kratze das moos
aus den fugen
geraten, richtig!
so schön wie auf
dem moos
war es noch nie.
Pressestimmen und Testimonials
»In Mantels Poesie finden die Worte in ihrer klanglichen Ähnlichkeit zueinander, um die Welt nicht nur zu bedenken, sondern sich ihre Hälse zu verrenken, damit sie nicht nur den üblichen Ausblick von ihrer eigenen Warte haben, sondern aus diesem Abwarten, Verharren in der eigenen Hülle ausbrechen können, hin zu einem Punkt, an dem die Irritation zu einer Irisration wird, die unseren Augen hilft im einzelnen Wort mehr zu sehen als einen Pfad, den eine gesicherte Bedeutung beschreitet (….) Mantels Gedichte entlarven, und sie sind gleichsam flirrend wie Schmetterlinge. Sie sind direkt, haben aber gleichsam etwas Verschlagenes. Man meint, sie auf den ersten Blick erkennen zu können, ist aber trotzdem auf der Hut vor ihnen. Man denkt ja manchmal wirklich, etwas stände einem zu, etwas stände einfach da. Aber man sollte genau hinschauen, vielleicht sogar genauer.« Timo Brandt, Signaturen
»So wie man beim Lesen des Titels inne halten muss, um ihn zu erfassen, danach um ihn aus eigener Überlegung heraus gedanklich zu vervollständigen, ebenso ergeht es den Leser*innen bei den Gedichten dieses Bandes. Gesellschaftlich etablierte Grundannahmen, wie auch Errungenschaften der Moderne, werden in Frage gestellt, Folgeerscheinungen veranschaulicht. Der gelegentliche Sarkasmus ist die angenehme Komponente: ›wenn an der angel nicht immer soviel mangel hinge.‹
Die Lyrikerin thematisiert Alltägliches aus Deutschland: In entblößendem Umgangston wird ach so Empörendes erzählt, ebenso wie knapp formulierte Schieflagen der leisen Art vermittelt. Mal wird südhessisch gebabbelt („drunter mache mers nett!„), mal werden Nomen in ihrer puren Eindeutigkeit in Form gesetzt; lesbar wie ein Stakkato.«
Ortwin Bonfert, Spiegelungen
»… Julia Mantel webt Popkultur und Trash ebenso selbstverständlich in ihre Verse wie die Verbeugung vor großen lyrischen Vorbildern, und wer ihre Texte liest, merkt umso schmerzlicher, wie bieder Vieles in der deutschsprachigen Gegenwartslyrik geworden ist. Mantel hingegen hebt den Teppich und kehrt den Dreck hervor, die sozialen Verwerfungen, sie macht keinen Hehl daraus, dass Lyrik oft Hungerkunst ist …«
Gerrit Wustmann, 54 books
»Da tritt etwas heraus aus dem Sprechen einer Person, das gleichzeitig Sprachspiel und Realität ist. Da sind die Kalauer und die Schenkelklopfer aber auch die tiefen Bekenntnisse und Offenbarungen über sich selbst. Ich empfinde diese Mische als heilsam, denn sie macht mich begreifen, dass meine Fähigkeit über mich zu lachen tief verwurzelt ist mit meiner kritischen Selbstbetrachtung.«
Martin Piekar, Autor
»Wer sich fragt, was ein Gedicht denn sei – hat verloren. Wer unter Generalverdacht stellt, wird verzweifeln. Julia Mantel steht jenseits derartiger Mechanismen. Sie vertraut dem Affekt, sie weiß um den Schmerz nach dem Schlag eines Hammers. Ihre Gedichte changieren zwischen Hammer, Schlag und Schmerz und sind im besten Fall alles zugleich. Und wo ihnen das gelingt, bleibt das Lachen der Leser*innen im Hals stecken und ihre Komik verwandelt sich in einen ganz eigenen, persönlichen Abgrund.«
Yevgeniy Breyger, Autor
»Julia Mantels Gedichte sind offen, nicht programmatisch, haben eine angenehme Portion Verzweiflung – und die Formen sind sich ihrer deutlich bewusst und durchgearbeitet.« Andreas Maier, Autor
»Abgründe aufspüren mit einem Lächeln, Verletzungen beschreiben mit Humor – und das alles im Gedicht: (auch) das ist die Poesie von Julia Mantel. Ich bin ein echter Fan!«
Helmfried von Lüttichau, Schauspieler & Lyriker
»Ich finde, Julia Mantels Gedichte atmen Unabhängigkeit. Ein Ich, das sich auslebt, etwas hinter sich gelassen hat, den Wald zum Beispiel, spricht dort, tobt sich in einer urbanen Gegend aus. Die Wörter greifen oft ineinander über, als würden sie sich stützen. Ich assoziiere Freundschaft. Das Gedicht ›trotzdem seufzen die zeilen‹ in Mantels neuem Band ›Wenn du eigentlich denkst, die Karibik steht Dir zu‹ hat die Dichterin mir gewidmet.
in der brache
keine arche nirgends
[…]
hey, wir haben uns doch uns
Freundschaft, Hoffnung, Glück. Dichten im Patriarchat. Dichten im Kapitalismus. Ich zähle Julia seit vielen Jahren zu meinen Verbündeten im Literaturbetrieb. Dichten im kalten Patriarchat und dem mindestens genauso eisigen Kapitalismus. Bekannte Werbeslogans sickern in den Texten durch, wie in dem Gedicht ›mein haus, mein auto, mein aus‹:
mein haus, mein auto, mein aus.
nichts ist im lot.
Die nigerianisch-finnische Autorin Minna Salami spricht in ihrer wunderbaren Publikation ›Sinnliches Wissen‹ vom metaphorischen Haus des europatriarchalen Herren, zu dessen Werkzeugen der Kapitalismus, Kolonialismus und das Denken der Aufklärung gehört. Davon, was nicht Werkzeuge des Herren sind: unter anderem die Poesie, Eros, Leidenschaft, Schönheit, Geheimnis, Weiblichkeit, Sinnlichkeit. Auf all das stoße ich in Julia Mantels Gedichten. Es stimmt, es ist nicht unsere, der Dichterinnen, Aufgabe, bei den Feen im Wald zu leben, sondern das Haus des Herren abzureißen. Hey, wir haben doch uns.«
Magdalena Jagelke, Autorin
»Julia Mantels Gedichte sind mit brennendem Herzen geschrieben. Das merkt man ihnen an und deswegen machen sie schon so lange ihren Weg. Man will diesen Weg immer begleiten dürfen.«
Martina Hefter, Autorin
»Im lockeren Ton gibt Frau Mantel so manch verschämtes Geständnis preis, erzählt im losen Zeilenfall, was sie unter den Nagelbetten in Flammen gesetzt hat – oder eben auch nicht. Auf Tuch- und Hautfühlung mit der Welt zu gehen, ohne sich wegschwemmen zu lassen, kann eben auch heißen: ›ich habe bretter / vorm kopf die / die welt bedeuten‹. Mehr davon!«
Carsten Klook, Schriftsteller
»Julia Mantels Gedichte durchweht eine eigentümlich urbane Lebensbrise, sie spielen in einem Phonemkosmos, der verwunderlicherweise gleichermassen an Jörg Fausers Frankfurtstudien und an Emily Dickinsons gleichmütige Einsamkeitsberichte denken lässt. Die Leichtigkeit in ihren Wortspielen, die offen und unsentimental von Verzweiflungen und Liebeswunden berichten können, bewahrt sie dabei vor dem Pathos, den durchaus intensive Biographien wie ihre oft in der Selbstreflexion hervorbringen. Dabei weiss sie, dass das Ephemere oft das eigentliche Epizentrum der Erinnerung ist. Ein schönes Buch!«
Thies Mynther, Musiker und Performer
»Julia Mantel ist eine Einzelgängerin und sie ist mutig in ihrem literarischen Dialekt. Die Zukunft gehört ihr …« Dincer Gücyeter, Peter-Huchel-Preisträger
»Ich liebe dieses Buch! Wenn mir jemand Geld gibt und Zeit, illustriere ich das komplett durch.« Fehmi Baumbach, Collagenkünstlerin